Die richtige Fahrradbekleidung im Herbst und Winter
Radfahren im Winter? Für viele Menschen ist das nur was für die ganz Hartgesottenen. Doch auf dem Rad gilt das gleiche wie bei allen anderen Betätigungen: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur die falsche Bekleidung. Und wenn man in Herbst und Winter gut Radfahren will, braucht man gar nicht so viel:
Sportlich oder Urban?
Naturgemäß gibt es gravierende Unterschiede zwischen den Bikewear-Kollektionen. Ob für das Rennrad, MTB oder das Stadtrad - jeder Einsatzzweck findet mitunter sehr spezifische Angebote. Gleichzeitig lassen sich viele Produkte vielseitig nutzen. Ein Prinzip, dass der urbane Radfahrer sich vom Sportler übernehmen kann ist das Zwiebelprinzip. Mehrere Bekleidungslagen, die je nach Bedarf leicht an- und wieder ausgezogen werden können. Im Folgenden geht es vor allem um die ideale Ausrüstung für das städtische Radfahren in der kalten Jahreszeit. Es gibt viele Gründe, warum sich mit der richtigen Auswahl einmal intensiv beschäftigen sollte.
Windchill-Effekt
Niedrige Temperaturen in Herbst und Winter sind auf dem Rad noch niedriger. Durch den Fahrtwind entsteht ein Kühleffekt auf der Haut, der dazu führt, dass die gefühlte Temperatur niedriger ist als die tatsächlich messbare Lufttemperatur. Wie groß dieser Einfluss von Fahrgeschwindigkeit auf gefühlte Temperatur ist, beschreibt der Windchill-Effekt.
Bei 10 °C draußen sollte man bereits an die passende Ausrüstung denken, denn bei einer angenommenen Fahrgeschwindigkeit von 10 km/h und liegt die gefühlte Temperatur bereits etwa 1,5 Grad Celsius tiefer, bei 20 km/h liegt die Temperaturdifferenz bei ca. 2,5 Grad Celsius. Ist es kälter, werden die Differenzen noch größer. Bei 0 Grad Celsius Lufttemperatur und 10 km/h liegt die gefühlte Temperatur bei -3,3 °C, bzw. -5,2 °C bei 20 km/h. In diesem Temperaturbereich besteht bei längeren Ausfahrten bereits die Gefahr von Erfrierungen.
Im Ergebnis bedeutet das, dass die Kleidung auf dem Rad für etwas niedrigere Temperaturen geeignet sein muss, als sie bei einem Fußmarsch der Fall ist. Ein bisschen anders sieht die Lage für Radfahrer aus, die besonders sportlich unterwegs sind und die feine Balance zwischen Schnell-unterwegs-sein und Nicht-schwitzen-wollen halten wollen.
Materialien und Funktionsmembranen
Wer sich einen Überblick über die bestehende Materialvielfalt bilden will, muss zwangsläufig verzweifeln. Über die Jahre hat die Textilindustrie derart viele Materialien auf den Markt gebracht, dass selbst gestandene Bekleidungs- und Materialprofis viel zu tun haben, um auf dem laufenden Stand zu bleiben. Das ist aber nicht wirklich dramatisch. Denn in der Vielfalt finden sich heute sehr viele gut funktionierende Textilien, so dass es eher die Qual der Wahl ist. Um zu entscheiden, welche der vorhandenen Funktionsmaterialien und -Membranen man nehmen soll, lohnt sich in aller Regel die Beratung durch den fachkundigen BIKE&CO-Händler, der von den Herstellern in der Materie geschult ist und daher gut einschätzen kann, welche Produkte für welchen Einsatzzweck besonders geeignet sind.
Wind- und regendichte Jacke samt Varianten
Als der eigentliche Kern einer geeigneten Radbekleidung hat die Jacke zahlreiche Funktionen zu erfüllen. Sie muss Wind und Wetter abhalten, ohne dass dem Radler dabei zu heiß oder zu kalt wird. Angesichts der Temperaturschwankungen in hiesigen Breiten ist klar, dass eine einzige Jacke eher nicht ausreicht, um für alle Situationen in Herbst und Winter gewappnet zu sein. Gleichzeitig ist je nach Fahrposition auch ein geeigneter Schnitt wünschenswert, um gerade bei etwas längeren Fahrten komfortables Fahren zu erlauben. Dazu kommt nicht zuletzt die modische Komponente. Je nach Nutzertyp lässt sich trefflich darüber streiten, ob sie mehr oder weniger wichtig ist als die reine Funktionalität. In der heutigen Zeit haben Radfahrer hier eine riesige Auswahl zur Verfügung.
Regenhose
Die Regenhose ist wohl dasjenige Bekleidungsstück, das am häufigsten in der Garderobe des Freizeitfahrers fehlt. Dabei macht es im Falle eines Regenfalles den großen Unterschied, ob man das Radfahren noch genießen kann oder in Zukunft lieber auf andere Verkehrsmittel umsteigen möchte. Nasse Oberschenkel sind wahrlich kein Vergnügen, und ein leicht zu vermeidendes obendrein. Auch Regenhosen sind in den verschiedensten Ausführungen verfügbar. Wichtig ist, dass sie möglichst leicht über das reguläre Beinkleid angezogen werden können. Idealerweise sind sie auch klimaregulierend, da es ansonsten schnell zu warm in ihnen wird. Eine Alternative sind halblange Regenhosen, die nur die Oberschenkel und Knie bedecken, also die Bereiche, die bei einem normal starken Regen am stärksten betroffen sind.
Galoschen und Gamaschen
Radfahrer sind vermutlich die einzige größere Personengruppe auf diesem Planeten, die noch regelmäßig Gamaschen verwendet. Vielen dürfte schon der Ausdruck nicht mehr vertraut sein. Gemeint sind damit vor allem Überschuhe, die empfindliches Schuhwerk vor Schmutz und Nässe schützen und gegebenenfalls auch eine isolierende Funktion übernehmen. Am häufigsten sieht man sie bei Rennradfahrern im Einsatz, die sich ihre lange, fordernde Sonntagsrunde auch bei schlechtem Wetter nicht nehmen lassen wollen. Je nach Ausführung wird der Bereich von der Fußspitze bis hoch zum Knie geschützt.
Doch auch im urbanen Einsatz können sie sinnvoll sein, etwa wenn es darum geht, die Büroschuhe bitteschön nicht auf dem Weg einzusauen und möglichst makellos an den Arbeitsplatz zu bringen. Wirklich sinnvoll ist das bei besonders schlechtem Wetter und starkem Regen oder dann, wenn der besondere Termin ein perfektes Auftreten verlangt. Am häufigsten findet sie der Pendler als integrierten Schuhschutz in der Regenhose.
Handschuhe
Jeder kennt das: Klamme, kalte Hände, bei denen mehr und mehr das Gefühl aus den Fingern schwindet, bis man kaum noch den Lenker festhalten kann. Wenn man seine Handschuhe nicht parat hat, kann das Radfahren eine echte Quälerei werden. Bei Temperaturen unter 10 Grad Celsius beginnt für die meisten Menschen der Bereich, in dem sich das Radfahren unangenehm anfühlt. Extremitäten kühlen an kalten Tagen besonders schnell aus und sind auch sonst temperaturempfindlich, so dass sich ein passender Schutz dringend empfiehlt.
Das Problem besteht darin, dass Handschuhe eine durchaus diffizile Angelegenheit sein können. Sind sie zu dünn, kühlen die Hände trotzdem über kurz oder lang aus, fallen sie zu dick aus, kommt man ins Schwitzen, was auch kein schönes Gefühl ist.
Die Qualitätshersteller geben häufig den Temperaturbereich an, für den ihre Handschuhe geeignet sind. In aller Regel kann man diesen Angaben vertrauen. Wenn man auch bei Temperaturen um den Gefrierpunkt noch Rad fährt, lohnt hier die Investition in mindestens ein weiteres, zusätzliches Paar, um für alle Wetterbedingungen gewappnet zu sein.
Schals, Funktionstücher und Mützen
Der Fahrtwind ist der natürliche Feind des Radfahrers. Wenn er sich durch Ärmel und Kragen zum Körper vorarbeiten kann, hilft auch die schönste Membran und das die dickste Isolierung nicht viel. Mit Schals und insbesondere Funktionstüchern lässt sich die kalte Luft am Kragen gut abwehren. Sie dichten eventuelle Lücken ab.
Ähnlich halten andere Kopfbedeckungen den Radfahrer warm. Bei Mützen müssen Radfahrer allerdings beachten, dass sie dünn genug sein müssen, um unter einen Helm zu passen. Sind sie zu dick, passt der ganze Helm nicht mehr auf den Kopf, sitzt nicht so wie gewünscht und gefährden letztlich die Sicherheit. Auch hier behelfen sich viele Aktive mit den Funktionstüchern. Sie lassen sich leicht über den Kopf ziehen und halten sehr passabel den Kopf und insbesondere die Ohren warm. Für die ganz harten Winterfahrten, bzw. die besonders empfindlichen Radfahrer kann eine Sturmhaube eine gute Wahl sein. Sie besteht heutzutage in aller Regel aus den gleichen Funktionsmaterialien wie die übrige Fahrradausstattung.
Der richtige Stauraum
All diese Bekleidungsstücke braucht man nicht immer und zu allen Zeiten. Allerdings gibt es regelmäßig Situationen, wo man für den erwartbaren Regenguss vorbereitet sein will. Damit das möglich wird, muss man das ganze Zeug irgendwie praktikabel mitnehmen. Eine sehr gute Möglichkeit sind Packtaschen, die direkt am Fahrrad befestigt sind. Da die Regen- und Winterausrüstung meist nicht viel Raum einnimmt, sind kompakte Lösungen ideal. Meist machen sie das Pendeln zur Arbeit insgesamt deutlich angenehmer.